Spartan auf MM106 – veredeln im Apfelgarten

Was zunächst ein bisschen klingt wie die Rekonstruktion eines historischen Schachzuges, ist mindestens genauso speziell, aber doch um einiges näher am Gärtnern dran als der Name vermuten lässt:
das Veredeln, die alte Technik der selbstgemachten vegetativen Vermehrung von Fruchtgehölzen, bei der man verschiedene, lebendige Obst-Hölzer geschickt transplantiert und miteinander kombiniert.
Theoretisch.
Denn ob das denn nun wirklich geht, von wegen Apfel-Birne-Quitte-alles in einem, das herauszufinden, waren wir 12 Teilnehmer in den Strehlener Apfelgarten gekommen und trafen dort Volker. Der sich als äußerst sachkundiger und erfahrener Referent herausstellte, uns nach einer kurzen Einführung („warum wollen wir eigentlich veredeln? Na, wegen der spannenden Kombinationen natürlich, vor allem aber, weil man nicht so lange warten muss, bis das Bäumchen endlich trägt!“) gleich verschiedenste, professionelle Techniken der Veredelung vorstellte. Kopulation, Spaltpfropfen, Einspitzen (seitlich oder nicht), Anplatten (auch seitlich, aber mit Wurzel), Nicolieren und Chipveredelung sorgten erst für gespanntes Stirnrunzeln. Kurz darauf aber, als wir alle mit scharfen Messern ausgerüstet uns ans Probieren – Weide auf Weide, zu Übungszwecken – machten, wurde klarer, in welchem Falle denn der T-Schnitt der richtige, und wann nun die Geißfußveredelung passender ist.
Praktisch gings also ran an die Hölzer, und so schnitten, pfropften und verbanden wir fröhlich Edelreiser mit Unterlagen. Bis sich einer schnitt und es kurz eine blutende Wunde zu verbinden galt.
Hilfsbereit und auskunftsfreudig stand Volker uns zur Seite, als wir dann endlich übergegangen waren von Weide zu echtem Fruchtholz. Und besagten Spartan auf MM106 setzten. Ein geschmacklich hervorragender, rotschaliger Herbstapfel auf einer mittelstark wachsenden Unterlage. Und dann noch einen weiteren Apfel dazu, den frühen Auguster. Warum auch nicht, ist doch toll, gleich 2 Sorten an einem Baum zu haben, die eine früh, die andere erst später.
Veredeln ist gar nicht so schwer, Übung macht ja bekanntlich den Meister. Wir konnten festhalten, dass auch Birne auf Quitte durchaus üblich ist, formschön geschnittene Finger hingegen am besten einfach wieder zuheilen.

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