Los geht’s: eine Radtour durch die Dresdner Gemeinschaftsgärten

Die Wildkirsche blüht in ihrer ganzen Pracht, als wir uns im Strehlener Apfelgarten sammeln, um gemeinsam durch die Dresdener Gemeinschaftsgärten zu radeln. Nach und nach trudeln dem etwas grauem, kühlen Aprilwetter zum Trotz doch knapp 30 Menschen ein und lauschen aufmerksam Gesines offizieller Seitentriebe-Begrüßung für 2016, spannenden Geschichten aus dem Apfelgarten und einer kleinen Einweisung von Gregor in die Regeln der critical mass. Denn als solche wollten wir uns an diesem Tag durch Dresden bewegen: „Ab 16 TeilnehmerInnen gelten wir als zusammenhängender Verbund und verhalten uns wie ein großer Bus„. Die Stadt ist heute also nicht nur unser Garten, sondern auch unser Fahrradweg! In diesem Sinne rollt der Konvoi los gen Löbtau.

Die Gruppe ist recht lustig anzusehen, das Schlusslicht bildet unsere vollbeladene, blütengeschmückte Lastenradbar. Die Brauseflaschen klirren und das frische Brot für die Mittagspause duftet. Locker flockig rollen wir so bis zum wohl steilsten Anstieg der Strecke. Um die hoch errötete und keuchende Lastenradfahrerin beim Erklimmen des Berges zu unterstützen, wird hier gleich von zwei Radlern mit angeschoben . Puh… geschafft! Nur noch wenige Meter und schon sind wir im Emil-Überall Garten, wo uns die dortigen GärtnerInnen bereits freudig erwarten. Eine kleine, unerwartet üppige Gartenoase mitten in Löbtau. Die saftige Wiese steht voller Wildkräuter, die wir sofort beginnen zu sammeln: Wiesenschaumkraut, Spitzwegerich, Giersch, Taubnessel, Löwenzahn und Gänseblümchen landen im Kräuterkorb, während Julia uns davon erzählt, wie es in diesem Garten mit Hilfe des Netzwerks Willkommen in Löbtau gelang, einige schöne Aktionen mit geflüchteten Menschen zu organisiren und ihnen so einen Ort der Erholung fernab vom Trubel überfüllter Unterkünfte zu schaffen.

Dann geht es weiter, vorbei an Columbus– und Wächtergarten, hinüber auf die andere Elbseite, zum Weltchen in Mickten. Hier werden wir mit Tee, Marmeladen und vielfältigen gesammelten Wildkräutern empfangen. In diesem Garten ist seit Anfang der Saison schon viel passiert: es wurden neue Beete angelegt, entmüllt und Bauprojekte wie eine Unterstand aus Naturholz gemeistert. Vor allem für Kinder dürfte dieser Garten mit seinem endlosen Versteck- und Spielmöglichkeiten ein Paradies sein. Dabei ist alles mit Materialien aus der nahen Umgebung errichtet und entfaltet so seinen ganz eigenen, kreativen Charme.

Nach einer gemütlichen Mittagspause geht es weiter zum Henselsgarten Trachau, wo wir bei Löwenzahnkaffee das vermutlich kleinste Gartenprojekt der Stadt bewundern. Direkt neben den Hufewiesen ist hier ein echter, familiärer Nachbarschaftsgarten entstanden, der von einer kleinen, locker organisierten Gruppe von Menschen angelegt und seit nunmehr 3 Jahren gepflegt wird.

Und wieder ab aufs Rad in den Aprikosengarten, wo unsere helfenden Hände schon sehnlichst erwartet werden: 2 Gärtner bauen gerade eine Dachkonstruktion für die Tomaten – „Können mal ein paar von euch mit anpacken?“ und hau Ruck! heben wir zu acht das Dach auf das entsprechende Gerüst. Im Aprikosengarten wird dieses Jahr viel umstrukturiert: neue Beetflächen, Eidechsenzäune und der nahende Schulbau nebenan beschäftigen die GärtnerInnen ganz schön. Aber auch für die schönen Dinge bleibt noch Zeit und Energie, für die Pflanzentauschbörse am nächsten Wochenende sehen wir schon zahlreiche Zöglinge bereitstehen.

Auch wenn es langsam anfängt zu nieseln, machen noch einen spontanen Abstecher zum jüngst eröffneten Projekt der Stadtgärten e.V. im Alaunpark. Dort staunen wir über schnell gebaute Hochbeete und die mühevoll gesiebte Erde. Wir sind gespannt, wie sich dieser Garten inmitten des besonderen Biotops Alaunpark entwickeln wird.

Für den großen Hunger nach der langen Strecke gibt es nun noch die Möglichkeit, sich auf dem Streetfoodmarkt in der Markthalle, den unsere Freunde von Sukuma e.V. mitorganisierten, mit teilweise veganen und regionalen kulinarischen Highlights zu versorgen. Wir verkosten unterdessen unsere gesammelten Kräuter, mit Bärlauchpesto und selbstgebackenen Brotfladen. Mhhhhhh…. schön würzig, dieses Wiesenschaumkraut.

Denn die Stadt ist unser Garten, auch und gerade jetzt, wo sich überall essbares Grünzeug im saftigen Gewand der neuen Saison zeigt.

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