Suche nicht die Sense

Suche nicht die Sense, wenn schon Zeit zum Mähen ist.

Italienisches Sprichwort

Am Samstag, den 11. Juli, trafen sich auf der blühenden Wiese zwischen Zelleschen Weg und Studentenwohnheimen fünfzehn Menschen, die ihren Rasen oder ihre Wiese ohne Strom, Benzin und Lärm mähen wollen, zum Sensenworkshop von Biene sucht Blüte e.V..

Unser Seminarleiter Lars Lange, von Beruf Landschaftsarchitekt und passionierter Sensenmann, führte uns ein in die alten handwerklichen Fertigkeiten des Dengelns, des Wetzens und des Sensens selbst. Nach einer Einführung über die Bestandteile einer Sense und deren Bedeutung zeigte und erklärte er uns die benötigten Werkzeuge zum Scharfmachen und –halten des Sensenblattes, den Amboss und den Dengelhammer.

Viele Teilnehmer hatten eigene Sensen dabei und so war bald ein geschäftiges Hämmern von mehreren Hämmern auf mehreren Ambossen zu hören, was so manchem vorbeifahrenden Radler den Kopf verdrehte und neugierige Passanten anlockte. Nach einigen Übungsschlägen wurde bei unserer Sense schnell sicht- und fühlbar, worauf es beim Dengeln ankommt: Auf das Herausziehen des Metalls, dass dadurch dünner und damit scharf wird.

Auch die anfängerfreundliche Ambossvariante des sogenannten Dengelbengels konnte ausprobiert werden und eignet sich laut Lars besonders für die gewalzten Sensenblätter aus dem Baumarkt. Nicht so gut weg kamen die Baumarktsensen aber beim Einstellen der Sense auf ihren messerführenden Menschen. Denn eine Sense sollte zum Sensenmann bzw. der Sensenfrau passen, damit der Schnitt sitzt und der Rücken nicht knackt. Die Baumarktsensen scheinen aber nur für EU-genormte Menschen geeignet zu sein. Schade eigentlich.

Nach einer leckeren Stärkung ging es an den letzten Schritt vor dem eigentlichen Schnitt: Das Wetzen. Dabei räumte Lars mit einigen romantisch-verklärten Wetzbildern aus Bauernfilmen auf und zeigte uns, welche Varianten es zum richtigen Wetzen gibt. Danach sollten wir das Blatt nur noch mit „Sie“ ansprechen, denn jetzt war die Schärfe gefährlich.

Zu nun schon fortgeschrittener Nachmittagsstunde – wie Lars einräumte die völlig falsche Zeit zum Sensen – rückten wir dann endlich den Gräsern zu Leibe und trennten gekonnt oder weniger gekonnt Kopf von Rumpf… ähm Blüte von Halm, Meter für Meter. Dabei lernten wir die richtige Haltung und Bewegung beim Sensen und dass es nicht auf Schnelligkeit, sondern auf das richtige Geräusch und den Genuss des Bewegungsablaufes ankommt.

Mit Respekt für die Handwerkskunst, die nötige Übung für eine so leicht aussehende Tätigkeit und die Einheit von Mensch, Werkzeug und Wiese verabschiedeten wir uns von Lars, der Wiese, den Bienen und den Blüten und freuen uns auf eine geplante Fortsetzung im September.

Bericht von Julia Leuterer