Bloß nicht, dass die Ente gluckt!

… denn ist ihr magisches Gluckziel von 10 Eiern erreicht, hat sie nur noch eins im Sinn.

Doch dazu später mehr. Zunächst der Reihe nach: Am Sonntag fanden sich zahlreiche GärtnerInnen im „Außenposten“ des Gartennetzwerks in Tharandt ein, um mehr über Laufentenhaltung im Selbstversorgungsgarten von Sarah und Daniel zu erfahren. Fast alle TeilnehmerInnen berichteten von eigenen Hausgärten und wollten diesen zukünftig mit Laufenten teilen oder hatten bereits eigene Erfahrung in der Laufentenhaltung im Gepäck.

Zu Beginn führte uns Sarah anekdotenreich ins Thema ein und wusste u.a. zu berichten, dass die possierlichen Tiere bereits 1850 aus Südostasien nach Europa eingeführt wurden und ursprünglich fürs Eierlegen gezüchtet wurden. Laufenten sind Vögel ganz klar, jedoch besitzen sie nur noch verkümmerte Flügel, die ihnen lediglich das Flattern, aber nicht mehr das Fliegen, ermöglichen. In der Ahnengalerie finden sich u.a die Reptilien, was der/die geneigte EntenfreundIn noch heute am horngeschuppten Beinkleid erkennen kann.

In Sarahs Workshop stand das Erkunden und Beobachten der Laufenten und ihres Lebensraumes auf dem Programm. Die TeilnehmerInnen gaben sich alle Mühe in die Entenrolle zu schlüpfen, und herauszufinden, was einer Ente denn so alles im Garten gefallen könnte und wo man den Garten lieber vor den Enten beschützen sollte. Bei der Erkundung wurden dann gleichmäßig verteilte Wassereimer, große Brennesselbüsche und ein 50cm hoher Kaninchendraht entdeckt, der um eins der Beete aufgestellt war. Letzterer wird tatsächlich als Entenschutz eingesetzt, und schützt alles was „matschig“ ist, wie reife Erdbeeren oder Tomaten, aber auch junge Salate, Kohlpflanzen oder frisch gelegte Mais- oder Bohnensaat vor den hungrigen Entenschnäbeln.

Die Temperaturen waren hoch und die Luft drückte nicht nur die gefiederten Zweibeiner so manches Mal zu Boden. Da kam die (Raub)tierfütterung den beiden Enten gerade recht, denn Daniel hatte extra leckeren eingeweichten Getreidebrei vorbereitet und mit ein paar Nacktschnecken garniert. Ein willkommener Schmaus, der den Laufenten sichtlich schmeckte. Doch die vermeidliche Lieblingsspeise hat auch ihre Tücken – besonders dicke Exemplare können schon mal einen schmalen Entenhals verstopfen, weshalb es überall im Garten die bereits erwähnten Wassereimer gibt, damit die Nacktschnecken-Mahlzeit immer mit einem gehörigen Schluck Wasser nachgespült werden kann. Daniel berichtete außerdem, dass auch die schüchternsten Enten bisher durch Futtergabe zahm und zutraulich wurden. Im Winter wird diese Zufütterung unersetzlich, denn dann brauchen die Tiere jeweils ca. 150g Futter pro Tag und einen Stall mit trockener Einstreu, um durch den kalten Tharandter Winter zu kommen. Wenn es im Garten sprießt und gedeiht, suchen sich die Enten ihr Futter selbst, dafür sollten aber mindestens 500m² Gartenfläche für ein Entenpärchen zur Verfügung stehen. Wer mehr Platz hat, dem sei ein Erpel-Entenverhältnis von 1:3 ans Herz gelegt.

Während der intensiven Beobachtungsphase wurde allen TeilnehmerInnen schnell klar, dass die intelligenten Enten echte Gartengesellen sind, mit denen man viel Spaß und Freude haben kann. Ein Teilnehmer träumte gar von der Spezies der sächsischen Wachente, zumindest auf die Lockrufe des Entenpapas Daniel hören die beiden schon ganz vorzüglich. Sarah wusste zu berichten, dass die Laufenten nicht nur Heiterkeit in den Garten bringen, sondern ganzheitliche Gartenhelfer sind, die Dung, Eier und Schmuckfedern liefern, und nebenbei mit ihren Schnäbeln den Boden durchlüften. Konzepte wie etwa „Rent-an-Ente“ sehen Sarah und Daniel übrigens kritisch, da unsere gefiederten Freunde u.a. Schwierigkeiten mit wechselnden Orten haben. Ganz im Gegenteil zu den eigenen Entennestern, die immer mal wieder an einem anderen Ort aufgebaut werden und stets den Ostereier-Suchsinn der Enteneltern herausfordern. Manchmal ist das Nest so gut in einem Brennesselbusch versteckt, das es zur echten Herausforderung wird, die Entendame auf ihrem Weg zur magischen 10 zu stoppen.

Bei einer Anhäufung von ca. 10 Eiern beginnt die Laufentendame nämlich mit dem Glucken und ist nicht mehr von ihrem Nest zu trennen. Dann sitzt sie am liebsten den ganzen Tag auf dem Nest und brütet, selbst die eigene Nahrungssuche wird zum ungeliebten Zusatzgeschäft, der sonst so geschätzte Erpel wird einfach links liegen gelassen und neue Eier werden sowieso nicht mehr gelegt. Schafft man es, die magischen 10 zu verhindern, legt die Entendame im Laufe einer Gartensaison stolze 100-150 schmackhafte Eier (d.h. jeden Tag eins von März bis August).
Wer jetzt auf den Laufenten-Geschmack gekommen ist (natürlich nicht im wörtlichen Sinne) oder sich schon länger eigene Enten halten möchte, dem soll die Internetseite www.laufis.de empfohlen sein. Wer schon alles über die Enten gelesen hat und endlich loslegen möchte, kann sich auf dieser Seite unter „Entenmarkt – Laufentenbörse“ informieren, ob jemand von seinem Nachwuchs etwas abzugeben hat oder selbst eine Suchanzeige aufgeben.

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Vielen Dank an Christiane für die Fotos!