Wächst einfach nach

Trotz bestem Badewetter und hohen Temperaturen fanden sich 25 Teilnehmer zum Pflanzenvermehrungsworkshop im Apfelgarten ein und wurden mit einem sehr informativen und unterhaltsamen Workshop belohnt. Unser Referent Volker Croy bot mit seiner fachkundigen und saloppen Art einen Einblick in theoretische Grundlagen und praktische Umsetzung der vegetativen Vermehrung. Dies zeigte er zu Beginn beispielhaft an einigen Zimmer- und Gartengewächsen (u.a. Kardamon, Rosmarin, Tomaten, Efeu, Kürbis). Dabei führte er die Teilnehmer empathisch in die Gedanken- und Gefühlswelt der Pflanzen ein, die wir Menschen mit einem sensiblen Umgang beeinflussen und nutzen können. So erklärte er, dass Pflanzen keineswegs im Wasser stehen sollten zur Wurzelbildung, da mit den Wasserwurzeln beim Wechsel in die Erde einen Schock die Folge ist. Viel wichtiger ist es, bei Stecklingen – hier gibt es Erdkontakt und die Pflanze bildet an ihren Nodien richtige Wurzeln – auf einen Verdunstungsschutz zu achten. Die Wurzeln wachsen schon nach, bis dahin kann die Pflanze allerdings nicht trinken. Ergo sollten wir den Wasserverlust zu verhinden suchen, zum Beispiel mittels einer übergestülpten Plastiktüte. Vorher allerdings die Priorisierung beachten: eine Pflanze kümmert sich immer zuerst um Blüten und Früchte, dann um ihre (jungen) Blätter, und zuletzt um ihre Wurzeln. Wenn wir also vegetativ vermehren (un damit Wurzeln haben) wollen, müssten vorher Blüten und junge Blätter entfernen, eben damit die Pflanze sich entsprechend fokussieren kann.

Volker gab weiterhin viel praktische und einfach handhabbare Tipps für den Alltag ohne teures Material oder Werkzeug, die er mit eigenen Erfahrungen und Anekdoten unterstreicht. Um der menschlichen Vergessenheit vorzubeugen, rät er, Stecklinge in einer sinnvollen und einheitlichen Weise zu beschneiden, um auch nach längerer Lagerung noch Oben und Unten der Pflanze zu bestimmen, sowie Schilder zur eindeutigen Identifizierung der Pflanzensorte zu Beginn anzubringen, um später nicht ungewollte Überraschungen zu erleben. In der Pause gingen die Gespräche mit Kuchen und Getränke zwischen den Beeten des Apfelgartens weiter. Anschließend konnten die Teilnehmer selbst Hand anlegen an eigene oder zur Verfügung gestellte Pflanzen, wie Josta-, Johannis- und Brombeerstöcke. Unter Anleitung des Referenten konnten sie die Pflanzen korrekt beschneiden und in die Erde setzen, um die Chance des erfolgreichen Anwurzelns zu erhöhen. Eigentlich gar nicht so schwer, meistens wächst es ja einfach nach.
Vier Stunden später verließen auch die letzten Teilnehmer mit vollem Tatendrang, ersten eigenen eingetopften Gewächsen und Kuchenresten für die Daheimgebliebenen zufrieden den Apfelgarten.

Eine pdf von Volker, zum Nachlesen und Vertiefen gibt es hier.

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Vielen Dank für die Fotos an Anntke und Josi, und für den Bericht von Maxi.