An apple (a) day….

»Our Urban Future« – der Titel des diesjährigen Umundu-Festivals gibt uns den Rahmen für den vorletzten Seitentriebe-Workshop des Jahres. Samstag vormittag treffen wir uns auf einem Wiesenstück, welches etwas erhöht an der Eisenbahnstraße hinter der neuen Blauen Fabrik liegt. Ein kräftiger Wind liegt an und testet die Anwesenden auf ihre Wettertauglichkeit. Wir sind eine Gruppe von ungefähr 20-30 Leuten, die wissen wollen, was man mit dem Apfel alles anstellen kann. Doch bevor es ans Ausprobieren geht, verpassen uns Sebastian und Gregor einen komprimierten Input über Varianten und Sinnhaftigkeit des Konservieren von Lebensmitteln. Die Möglichkeiten des Haltbarmachens sind zahlreich: Nicht alles lässt sich durch einlagern in kühlen Kellern oder Mieten bis ins nächste Frühjar lagern. Die unterschiedlichen Haltbarmachmethoden sind über Jahrhunderte entstanden. Rezepte wurden sorgsam gehütet und in der Familie weitergegeben. Einkochen und Einlegen sind wohl fast jedem noch ein Begriff. Darüber hinaus kann man Lebensmittel räuchern, pasteurisieren oder trocknen, sowie durch Hinzugabe von bestimmter Hefen und Bakterien auf ganz andere qualitative Ebenen bringen.
Der Apfeltag bietet die Gelegenheit, an diversen Stationen tiefer in die jeweiligen Verfahren einzutauchen.
So können wir uns mit Gesine in der Herstellung von »Apfel-Birnen-Kraut« und dem klassischen Apfelmus ausprobieren. Über einer Feuerstelle hängt ein großer Kupferkessel, in dem innerhalb von fünf Stunden der ganze Topf voll Birnen und Apfelsaft auf ein Minimum reduziert wurde. Der Rührdienst hat eine wichtige Aufgabe. Das Mus darf nicht anbrennen. Ein paar Menschen sammeln sich, um Apfelmus zu machen. Hier darf die flotte Lotte nicht fehlen!
An einer anderen Station führt Gregor in das Dörren, Trocknen und sachgemäße Lagern von Äpfeln ein. Vor allem die Kinder sind begeistert von den Apfelschälmaschinen, mit denen man lustige Apfelschlangen leiern kann. Bei Julia unterdessen stehen exotische Gewürze auf dem Tisch. Zimt, Ingwer, Vanille – das riecht doch nach … Chutney! Zwiebeln, Äpfel und Gewürze. Ein paar Freundinnen sind begeistert und schnippeln kräftig mit.
Sebastian führt in die komplexe Welt der Gärung ein. Wir kosten frische Apfellimonade, die milchsauer vergoren ist, nippen am noch recht hefig schmeckenden Cider, setzen ein Fass Essig an. Essig: Wir haben unseren ersten Kontakt zu einer Essigmutter. Das glibbriges Stück Materie erinnert an eine Qualle. Für den Essig verwenden wir den Trester, der beim Apfelsaft pressen übrig bleibt.
Apropos Apfelsaft pressen: Bei Jens und der Saftstraße läuft’s. Und läuft. Und läuft. Literweise.
Äpfel müssen gewaschen und sortiert werden. Die guten ins Töpfchen, die schlechten für den Kompost. Die Äpfel stammen von Streuobstwiesen um Dresden und wurden von einigen fleißigen Helfern im Vorfeld gesammelt. Aus dem Gemeinschaftsgarten Coschütz stammen viele Quitten, die auch zu Saft verarbeitet werden. Der Apfel-Schredder und die Presse sind übrigens von Jens Nachbarn ausgeliehen. Überhaupt ist es sehr sinnvoll, die Anschaffungen und Nutzung solcher Geräte mit mehreren Menschen zu teilen. Hier wird eine deutliche Absicht zur Anstiftung zu Gemeinschaftstaten erkennbar. Danke dafür.
Zusammen mit Gesine wasche ich Äpfel. Das Wasser ist kalt und der Wind pfeift. Wir tun es zusammen. Das tut gut.
Am Nachmittag werden wir ungefähr 250 Liter Saft gepresst und mehr als 50 Gläser mit Mus und Chutney gefüllt haben.
Und: Wir können uns freuen: Der Apfeltag soll wieder stattfinden.

Vielen Dank an Christiane Kupfer für Text und Fotos!

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