Saftpresse und pedalbetriebener Obsthäcksler

Am 19. August trafen wir uns im Rahmen des dritten Querstreben-Workshops in der wunderbar ausgestatteten Werkstatt der Werk-Stadtpiraten im Löbtauer Rosenwerk. Unser Vorhaben war, einerseits eine Saftpresse zu bauen und andererseits einen Obsthäcksler, der so harte Früchte wie Äpfel kleinschreddert, damit die Presse sie ordentlich entsaften kann.

Beide haben wir mechanisch konzipiert, sodass sie ohne Strom oder fossile Brennstoffe auskommen, sodass wir sie in allen Gärten betreiben und dabei umweltfreundlich eine Menge Obst verarbeiten können. Für die Presse kann man sehr einfach den nötigen Druck mit einer großen Handkurbel aufbringen. Der Häcksler muss sich aber einigermaßen schnell drehen, sodass wir uns einen Pedalantrieb ausgedacht haben. Beides hatte Workshop-Leiter Martin Jordan von den Ingenieuren ohne Grenzen extra für uns entworfen und vorher Prototypen ausprobiert.

Die Presse

Hierzu bauten wir zuerst ein Gestell aus einfachen Holzleisten, das den Pressdruck von bis zu 4 Tonnen aushalten muss. Dafür schraubten wir es mit Gewindestangen zusammen. Als Pressschraube dient uns eine spezielle Gewindestange aus Edelstahl (sie darf ja nicht rosten). Das Gewindegegenstück dazu schweißte Martin auf einer starken Metallplatte auf, die wir dann am Holzgestell festschrauben konnten. Eine weitere Holzleiste wurde von uns zu einer Kurbel umgearbeitet und oben an der Pressschraube befestigt. Dann sägten wir eine Grundplatte zurecht, auf die die Presse drückt und auf der der Saft dann austritt und abfließt. Da diese einen hohen Druck aushalten und der vielen Flüssigkeit wiederstehen muss, wählten wir hierfür hochwertige Buche. Sie bekam dünne Leisten als Rand, der den Saft in die richtige Richtung führt. Ebenfalls aus Buche fertigten wir eine Pressscheibe an, die von der Schraube auf die Früchte gepresst wird. Damit man sie leichter in den Presskorb setzen kann, teilten wir sie in zwei Hälften und schraubten auf der einen Hälfte einen verbindenden Querriegel auf, der in der Mitte eine kleine Vertiefung und eine Unterlegscheibe bekam, damit er nicht an der Pressschraube herumrutscht. Den Presskorb fertigen wir aus vielen schmalen glatt geschliffenen Holzleisten, die wir an zwei Edelstahlbänder schraubten, um sie zusammenzuhalten. Am Ende ölten wir alles mehrfach mit Tobias‘ selbstgemachter Leinölfirnis ein, um es vor Feuchtigkeit zu schützen.

Der Obst-Häcksler

Auch für den Häcksler bauten wir zunächst ein Gestell aus einfachen Holzleisten und Gewindestangen, in das beliebige Fahrräder zum Antrieb eingespannt werden können sollen. Hierbei sind die Abstände der einzelnen Leisten von entscheidender Bedeutung, damit möglichst viele Fahrradtypen reinpassen. Nach mehreren Änderungen sind wir bei einem guten, aber immernoch nicht perfekten Zustand. Am Gestell befestigten wir mit Schellen große Stellschrauben mit Aufnahmen für die Radnabe. Dann bauten wir den Häcksler-Behälter aus Buchenplatten, weil er ebenfalls eine Menge Flüssigkeit aushalten muss. Er ist quaderförmig (nicht konisch, weil sich dann die Früchte verkeilen können, wie Martin vorher festgestellt hatte) und bekam in die linke und rechte Wand Vertiefungen, in die wir Kugellager einsetzten, auf der die Welle mit den Messern läuft. Die Messer selbst sind stumpf und reißen die Früchte eher klein, als dass sie schneiden würden, weil es uns ja darum geht, die Oberfläche so gut wie möglich zu vergrößern, aus der der Saft austreten kann. Wir fertigten sie aus Edelstahlbändern, die wir auf die gleiche Länge schnitten, jeweils in der Mitte durchbohrten und ordentlich entgrateten (damit wir hinterher keine Metallsplitter im Saft haben). Mit Muttern auf der Welle befestigt und in den Häcksler-Behälter eingesetzt, werden sie mithilfe eines Ritzels angetrieben, das außerhalb des Behälters auf der Welle sitzt. Das Ganze schraubten wir so an Leisten, die über Gewindestangen mit dem Gestell verbunden sind, sodass man über diese die Kette spannen kann. Die wird nämlich über ein Ritzel des eingespannten Fahrrads und das Häcksler-Ritzel gelegt. Als letztes stellten wir noch einen Stößel her, um die Früchte ordentlich auf die Messer drücken zu können und schraubten Stopp-Schrauben in den Häckselbehälter, damit der Stößel nicht an die Messer kommt. Das Ganze ölten wir wieder ordentlich ein und fertig.

Eine genauere Anleitung mit mehr Fotos stellen wir hier später noch online.

Das nötige Material hat Martin übrigens komplett mit unserem Lastenrad in die Werkstatt gebracht. Jetzt müssen wir nur ordentlich muskelbetrieben Saft damit produzieren, um den vielen Stromverbrauch wieder auszugleichen, den wir bei der Herstellung erzeugt haben. Die ersten größeren Anwendungen haben wir in den nächsten Wochen vor, zum Beispiel bei den Johannstädter Apfeltagen für Kinder, 12. und 13.09. oder beim Erntetag der Seitentriebe am 8.10.

Wenn ihr mehr nachhaltige Technik mit uns bauen möchtet, schaut doch bei den nächsten Workshops der Querstreben vorbei, wenn wir beispielweise einen super effizienten Holzkocher oder einen Solartrockner für Früchte und Gemüse bauen.